Robert Hébras – Ein Nachruf und ein Dankeschön an einen Freund und an ein großes Vorbild

Robert Hébras, Elizabeth Eder, Christiane Hébras

Wir trauern um Robert Hébras, der sich wie kaum ein anderer für Freundschaft und Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich eingesetzt hat.

Robert Hébras verstarb am 11. Februar 2023 im Alter von 97 Jahren als letzter Überlebender des Massakers in Oradour-sur-Glane, bei dem 643 Männer, Frauen und Kinder von SS-Soldaten während des Zweiten Weltkriegs brutal ermordet wurden. Trotz der unaussprechlichen Grausamkeiten, die er erlebte, verlor Robert nie den Blick für seine Menschlichkeit oder seinen Glauben an die Kraft der Vergebung und Versöhnung.

Der letzte Überlebende des Massakers von Oradour-sur-Glane

Robert wurde 1925 geboren und war ein junger Mann, als die Nazis Frankreich besetzten. Er war einer von sechs Überlebenden des Massakers in Oradour-sur-Glane, bei dem seine Mutter und zwei seiner Schwestern – mit den anderen Frauen und Kindern in der Dorfkirche eingeschlossen – lebendig verbrannten. Auch viele seiner Freunde und Nachbarn wurden an diesem Tag getötet.

Er selbst überlebte nur durch Glück. Die Erfahrung hinterließ bei ihm körperliche und emotionale Narben, die ihn für den Rest seines Lebens begleiteten. Aber selbst angesichts eines solchen unvorstellbaren Verlustes besaß Robert die Kraft, Größe und Persönlichkeit, den Hass zu überwinden. Stattdessen widmete er sich mit großem Engagement dem Frieden und Verständnis zwischen den Franzosen und Deutschen. Viele unserer Vereinsmitglieder haben an seinen Führungen durch das zerstörte Märtyrer-Dorf Oradour-sur-Glane teilgenommen und mit Betroffenheit seinen ruhigen und einprägsamen Ausführungen gelauscht.

Robert Hébras und Mademoiselle Marie

Besonders in Erinnerung wird uns sein Besuch zur Aufführung des Musicals „Mademoiselle Marie“ in Cadolzburg bleiben. Das Musical der Burgfestspiele Cadolzburg, geschrieben von Fritz Stiegler, spielt in der Nachkriegszeit. Ein französischer Kriegsgefangener namens Franz alias Franςois verliebt sich in die fränkische Bäuerin Marie. Bei einem gemeinsamen Besuch in der Heimat von Franςois trifft Marie einen Überlebenden von Oradour, der ihr die Augen öffnet, warum die Familie ihres Geliebten so schlecht auf sie als Deutsche zu sprechen ist. Allein sein Besuch des Musicals, das auch seine Lebensgeschichte beinhaltet, konnten wir als ein besonderes Zeichen der Versöhnung und Wertschätzung betrachten. Die Spannung war groß, wie er es aufnehmen würde, dass ein so tragisches Ereignis in einem Musical verarbeitet wurde. Doch Robert Hébras war begeistert, ebenso wie der Bürgermeister von Oradour Philippe Lacroix. Durch seine Fürsprache erhielten die Burgfestspiele die Gelegenheit, für den gleichnamigen Film im Limousin Filmaufnahmen zu machen und zwei Aufführungen in Oradour spielen zu dürfen. Robert begleitet alle Aktivitäten mit großer Freude, wobei ihm unsere Vereinsvorsitzende Elizabeth Eder stets als Übersetzerin und Dolmetscherin zur Seite stand. Uns wurde Robert so zum geschätzten Freund.

Robert Hébras besucht mit seiner Frau Christiane und mit dem Bürgermeister von Oradour Philippe Lacroix das Musical „Mademoiselle Marie“ in Cadolzburg.

Ein Leben im Einsatz für Frieden und Versöhnung

Roberts unermüdliche Arbeit als Kämpfer für die deutsch-französische Versöhnung war eine Inspiration für uns und viele andere. Er war ein bescheidener Mann, der nie im Rampenlicht stand, aber immer bereit war, seine Geschichte zu teilen und den Friedensprozess zu fördern. Auf zahlreichen Reisen sprach er vor großem und kleinem Publikum über seine Erfahrungen, reichte jedem versöhnlich die Hand und warb um Frieden. Durch seine Worte und Taten zeigte Robert der Welt, was es bedeutet, wirklich menschlich zu sein, selbst in den dunkelsten Zeiten.

Robert war ein Symbol für Hoffnung und Widerstandskraft. So verlor er auch trotz der erlebten Gräueltaten nie seinen Glauben an die Kraft der Menschheit, Böses zu überwinden und eine bessere Welt aufzubauen. Er bleibt für uns ein Vorbild dafür, dass es selbst in den schwierigsten Umständen möglich ist, die Kraft zu finden, zu verzeihen und weiterzumachen. Roberts Vermächtnis wird weiterleben und künftige Generationen inspirieren, sich für Frieden und Versöhnung in ihrem eigenen Leben einzusetzen.

Danke, lieber Robert!

Wir verneigen uns als Deutsch-Französischer Freundschaftskreis vor Robert als einem wahren Helden, Kämpfer für die deutsch-französische Aussöhnung und als geschätzten Freund.

Wir sind dankbar, dass wir ihn kennenlernen durften, und werden ihm stets ein besonders ehrendes Andenken bewahren.

Ruhe in Frieden, Robert. Deine Erinnerung wird für immer weiterleben.

Elizabeth Eder, Christiane Hébras, Robert Hébras, Philippe Lacroix

Deutsch-Französischer Freundschaftskreis Cadolzburg e.V.

2 Gedanken zu „Robert Hébras – Ein Nachruf und ein Dankeschön an einen Freund und an ein großes Vorbild

  1. Der Tod von Robert Hébras ruft viele Erinnerungen hervor, die in dem Artikel über Ihn sehr einfühlsam und treffend beschrieben sind. Doch auch meine erste Begegnung mit Oradour-sur-Glane wurde dadurch wieder geweckt. Ich war 1980 das erste Mal mit einer Delegation der Landkreis SPD mit Dr. Sommerschuh und Alfred Schlief (Bezirksrat) im Limousin. Unser fünftägiger Besuch sollte mit einer Abschiedsfeier in Aixe-sur-Vienne enden und mit einem Besuch von Oradour-sur-Glane, das fast niemand zu dieser Zeit kannte. Man ging direkt von der Straße in den zerstörten Ort. Mitglieder des Vereins der Opfer begleiteten uns. Sie geboten uns still zu sein, untersagten jede Geste der Anteilnahme und waren verständlicher Weise sehr zurückhaltend uns Deutschen gegen über.
    Am Ende dieser darmatischen Besichtigung waren wir alle tief betroffen und keiner hatte mehr nur den Ansatz, auf eine Abschiedsfeier zu gehen. Zurück in die Zimmer, den Schmerz verarbeiten und die Tränen trocknen.
    Allerdings hatten die französchischen Freunde eine große Feier vorbereitet, sehr, sehr viel Arbeit aufgewendet und ein ganzes Dorf wartete auf uns. So gebot es die Höflichkeit nach Aixe-sur-Vienne zu fahren. Manchmal haben Begrüßungsreden den Effekt, dass man etwas abspannt, nicht so genau zuhört und so eine gewisse Entspannung eintritt. Im Laufe des Abends entlud sich dann unsere Bedrückung in laute Lebensfreude. Es wurde getanzt, gefeiert und genossen. Reinhold Britting und ich holten unsere Klampfen raus wir sangen gemeinsam internationale Lieder.
    Die beiden frischgewählten Bürgermeister von Aixe und Großhabersdorf Daniele Nouille und Georg Lang fanden die Stimmung und Freundschft so grandios, dass sie beschlossen die erste Kommunale Partnerschaft zwischen Mittelfranken und dem Limousin zu schließen. „Die Nacht von Aixe“, Oradour-sur-Glane und Robert Hébras – ein großes Stück Erinnerung in meinem französischen Leben!

  2. Ein sehr lieber Freund ist von uns gegangen.

    Robert Hebras – ruhe in Frieden

    „Ich glaube, heute Abend haben wir Deutschen und Franzosen, einen großen Schritt in Richtung deutsch / französischer Freundschaft gemacht.
    Vielen Dank an alle.
    Je suis Robert“ – waren die Worte, anlässlich seines Besuches in Cadolzburg zum Musical „Mademoiselle Marie“ im Jahr 2015.
    Seine Worte und seine freundliche Art werden immer in meinem und unserem Gedächtnis bleiben.
    Robert wurde zurecht mit vielen Auszeichnungen geehrt.
    Sein unglaubliches Engagement, bis in sein hohes Alter, für die deutsch / französische Freundschaft und der daraus resultierenden Aussöhnung waren sehr bewundernswert und trägt hoffentlich weiter Früchte.
    Mit einer kleinen Delegation der Cadolzburger Burgfestspiele e. V. nahmen wir spontan an den Trauerzeremonien zum Tod von Robert teil.
    Wir wurden als Freunde begrüßt und das fühlte sich sehr gut an.
    Vielen herzlichen Dank dafür!

    Völkerverbindende Freundschaften sind ganz wichtig in dieser sich wandelnden Zeit.
    Gelebte Freundschaften tragen zum Frieden, Verständnis oder aber auch zur Unterstützung bei.
    Robert hatte diese Idee zu seinem Lebensziel erklärt und immer und überall seine Friedensbotschaft verbreitet.
    Danke Robert!

    Lasst uns dieses Erbe und den Gedanken der Völkerverständigung weiterleben und intensivieren!

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