Deutsch-französischer Freundschaftskreis: Beitrag zum Extrablatt „Mademoiselle Marie“

Zehn Jahre Partnerschaft zwischen Le Palais-sur-Vienne im Limousin (in diesem Jahr feiert der Bezirk Mittelfranken 20 Jahre Partnerschaft mit der französischen Region Limousin) und Cadolzburg wurden 2013 festlich in Cadolzburg begangen und im Oktober 2014 in Le Palais mit dem Besuch einer Delegation um Bürgermeister Bernd Obst, Partnerschaftsbeauftragte Barbara Pöhlmann und Elizabeth Eder, Vorsitzende des Deutsch-französischen Freundschaftskreises Cadolzburg. e.V..

Mitglieder der Cadolzburger Burgfestspiele waren diesmal auch dabei, mit einem ganz besonderen Ziel im Auge: dem Besuch von Oradour-sur-Glane, kleiner Ortschaft in der Nähe von Le Palais. Dieses Dorf wurde im Juni 1944, vor genau 70 Jahren, von der SS Division „Das Reich“ in einem unvorstellbaren Massaker ausgelöscht. Die Ruinen des Dorfes sind erhalten – als Mahnmal gegen den Wahnsinn des Krieges. Einer der letzten Überlebenden dieses Massakers, Robert Hébras, und der Bürgermeister Oradours empfingen die Cadolzburger und führten sie durch die Ruinen des Dorfes. H. Hébras begleitete sie mit seinen lebendigen Erinnerungen und sprach seinen tiefen Wunsch nach Aus- und Versöhnung zwischen beiden Ländern aus.

Nach zahlreichen Gesprächen mit Elizabeth Eder (bei welchen die französischen Passagen im Stück auch durchgesprochen wurden!), selbst aus dem Limousin stammend und seit über 20 Jahren in Cadolzburg ansässig, wusste Autor Fritz Stiegler, wen der alte Mann in dem Stück verkörpert, der die junge Frau in den Ruinen von Oradour anspricht. Die Worte, die dieser alte Mann ausspricht, sprechen nicht von Anklage, sondern von Versöhnung. Es sind die Worte Hébras.

So überreichte ihm Elizabeth Eder einen persönlichen Brief von Fritz Stiegler, der ihm dadurch erklärte, wie eine Cadolzburger Gruppe dazu kam, ein Musical zu schreiben, das sich mit dem Wiederaufbau nach dem Krieg beschäftigte, aber auch die Geschehnisse von Oradour ansprechen würde. In diesem bewegenden Brief erzählte Stiegler die Geschichte vom französischen Kriegsgefangenen François auf dem Hof der Familie und sprach seine Einladung an die beiden Herren, sowie an die Freunde aus Le Palais aus, die Cadolzburger bei der Premiere der „Mademoiselle Marie“ zu besuchen.

Eine Delegation aus Le Palais, um Bürgermeisterin Isabelle Briquet, entschloss sich dazu, die Einladung anzunehmen und im Juli zu einer Darstellung des Musicals nach Cadolzburg zu kommen; Herr Hébras und der Bürgermeister Oradours schlossen sich der Delegation an.

Nun hat Elizabeth Eder das Stück bereits ins Französische übersetzt, damit die französische Delegation das Stück in vollen Zügen genießen kann, ein interessantes Programm für den Aufenthalt ausgearbeitet und alles vorbereitet, damit die große Ehre, die dieser Besuch bedeutet, auch entsprechend gewürdigt werden kann.

Es ist nicht nur eine große Freude, sondern auch eine unheimlich große Ehre, diese Delegation in Cadolzburg zu empfangen, vor allem den Mann hier begrüßen zu dürfen, der so viel Leid erfahren musste, aber ein so großes Herz hat, das er heute den Deutschen die Hand als Freund reichen kann!

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